Wenn man sich auf der Straße, im Fernsehen oder in Magazinen umguckt, kann man eindeutig sehen, dass Sex überall ist. Das wurde schon oft gesagt und das ist wohl auch Thema was uns noch einige Zeit, mitunter kontrovers diskutiert, begleiten wird. Alles wird immer freizügiger, man werfe nur mal einen Blick auf die derzeitigen Mode-Trends, und alle preisen die Offen- und Freiheit.
Klar ist, dass da unsere heissgeliebte Sexfilm-Industrie natürlich auch in gewisser Weise von betroffen ist. Auch wenn die Zeiten von Goldketten-behangenden, zwielichtigen Gestalten hinter den Kulissen langsam vorbei sind, muss man sagen, dass trotz des omnipräsenten Sexes die Sexfilm-Branche doch immer noch irgendwie mit Vorurteilen behaftet ist und noch nicht so richtig in der Mainstream-Kultur akzeptiert ist. Es lässt sich allerdings eine gewisse Wandlung verspüren.
Gerade in den letzten Jahren haben sich komplett neue Ideen und Leute in und aus der Industrie ergeben. Das Angebot wächst stetig, nicht nur in bereits getretenen Pfaden, sondern es preschen Leute in andere, neue Richtungen vor. Eon McKai hat mit Vivid-alt eine neue, alternative Zielgruppe erschlossen, Petra Joy ist eine der Pionierinnen wenn es um Frauenerotik geht, und die Zeiten, in denen das stereotype Erotiksternchen irgendein blondes Dummchen mit möglichst großem Vorbau war sind auch gezählt.
Ein Erotikstar in einem Hollywood-Film? Was vor einiger Zeit noch undenkbar gewesen wäre, bzw. nur in Nebenrollen möglich war, rückt immer mehr an die Tages-Ordnung. Es wird überall von crossovern gesprochen, bei Award-Shows werden “Crossover-Awards” verliehen, Jenna Jameson, Ron Jeremy oder hier Jana Bach sind weit über die Sex-Shop-Grenzen hinaus bekannt.
Eine Dame macht in dieser Hinsicht in letzter Zeit immer wieder auf besondere Weise Schlagzeilen, ich denke gerade an Sasha Grey. Sie hat nicht nur durch ihre mehr als informativen und interessanten Interviews und ihre durchaus hohe Intelligenz (mal abgesehen von ihren ziemlich scharfen Sexfilmen…;-) ) auf sich aufmerksam gemacht, sondern war auch immer wieder in Mainstream-Medien zu sehen. Einigen ist sicher noch ihr Auftritt in der “Tyra Banks Show” im Gedächtnis (…gibts bestimmt bei youtube), wo ihre Aussagen ja ziemlich zusammengeschnitten wurden, um sie als Opfer dieser furchtbaren Industrie darzustellen. Mark Spiegler ist ja leider auch zu unrecht ziemlich schlecht rüber gekommen…Talkshow eben…
Wie auch immer, sie hatte jetzt jedenfalls auch ihre erste große Rolle in einem Film, und zwar in “The Girlfriend experience” von Steven Soderbergh und ist darüber hinaus noch in der ganz neuen Doku über Hintergründe und Motivationen von Leuten in der Industrie,”9to5“, zu sehen. Passend zum Start der Doku hat der Spiegel ein Interview mit ihr geführt, in dem sie unter anderem den Satz “Porno ist Teil der Popkultur” sagt (was mich an dieser Stelle wieder an die Ausgangssituation zurückbringt…=) ).
Sie sieht Sexfilme und Sex als ein Thema in der Popkultur, was man nicht als Tabu behandeln sollte, wo ich ihr auf jeden Fall zustimme und was meiner Meinung nach bei Letzterem auch nicht (mehr) der Fall ist.
Ich habe hingegen immer noch das Gefühl, dass viele Leute den Reiz an Sexfilmen verspüren, aber nicht offen damit umgehen, sowohl privat als auch in den Medien. Das ist irgendwie immernoch etwas, was man zwar ansieht oder als Instrument benutzt aber eben nicht mehr. Hintergründe und Personen bleiben oft aussen vor.
Wie in dem Interview gesagt, ist genau das schade. Es ist schade, dass viele Leute wenig über die Hintergründe und Personen in der Industrie wissen, wodurch sich meist völlig überzogene und längst hinfällige Stereotypen wie die oben genannten etablieren und halten und somit die Menschen dahinter mitunter mit völlig falschen Augen gesehen werden.
Ich finde es daher gut, dass es immer wieder crossover Auftritte von Erotikstars und -sternchen in Film, Musik oder Magazinen gibt, oder eben Dokus, die (wie evtl. 9to5 ?) ohne Wertung zeigen, wer für die tollen Filme sorgt und das eben nicht nur Leute ohne Grips und Zukunft diese Jobs machen und die Erotikindustrie auch eine von den vielen Möglichkeiten ist, seiner Leidenschaft und Kreativität freien Lauf zu lassen.
Wie seht ihr das? Sollte mit dem Thema offener umgegangen werden oder sind wir schon bei zu viel Sex und das überall angekommen?
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